Hervey Bay liegt an der Fraser Coast und ist, nebst allen
möglichen Wasser beinhaltenden Aktivitäten, berühmt für Whale
Watching sowie Fraser Island, das nicht weit entfernt liegt.
Unzählige Buckelwale kommen jedes Jahr in die wärmeren
Gewässer vor Queensland, um sich zu paaren, die Jungen zur
Welt zu bringen und sich auszuruhen. Im Südsommer ziehen sie
jeweils in die arktischen, fischreichen Gewässer weiter
südlich. Wir hatten also das Glück, genau zur richtigen Zeit
hier zu sein.
Mit einem Schiff fährt man etwa eine Stunde in die Bucht
hinaus, und man muss schon blind sein, um keinen Wal zu
sehen. Die Wale sind sehr neugierig und an Menschen ebenso
interessiert wie wir an ihnen. Ein Schiff darf sich nicht auf
weniger als 100m an einen Wal annähern, aber da Wale nicht
lesen können, verstossen sie regelmässig gegen diese Regel.
In diesem Fall muss das Schiff einfach stillstehen, bis die
Kolosse (15m, 40T) wieder weggepaddelt oder unter dem Schiff
durch weggeschwommen sind.
Immer wieder spielen die Wale "toter Mann", indem sie sich
langsam auf den Rücken drehen, ihre weisse Unterseite zeigen
und langsam unter dem Schiff durchtauchen. Oft winken sie
dabei mit ihren Seitenflossen.
Die Wale pflegen ausgiebig zu grunzen, wenn sie Luft
ausstossen. Wer schon einmal Nilpferde hat prusten hören, hat
einen guten Vergleich. Unser Schiff war mit einem
Unterwassermikrofon ausgerüstet, durch welches ab und zu
etwas Walgesang zu hören war.
Hier ein kleiner Grössenvergleich. Das Schiff verfügte am
Heck über eine bis auf das Wasser absenkbare Plattform, so
dass beide Spezies einander schön in die Augen schauen
können.
Diese Tiere bewegten sich immer sehr geschmeidig und ruhig -
wir haben keinen Wal aus dem Wasser springen sehen. Trotz
ihren gigantischen Ausmassen sind die Buckelwale sehr
friedlich unterwegs und wirken elegant.
Ein kleines Boot, das ebenfalls in der Bucht unterwegs war
und nur Platz für drei Personen bietet, bekam einmal einen
kleinen Schubser ab, als einer der Wale genau sehen wollte,
wer denn da unterwegs war. Buckelwale sind in der Lage, von
unterhalb der Wasserlinie Dinge über dem Wasser scharf zu
sehen. Wir können dies zwar nicht, aber das Wasser war
dermassen klar und ruhig, dass wir die Wale bis ins kleinste
Detail erkennen konnten! Sensationell und eigentlich
unbeschreiblich! Man muss es selbst erleben.
Am nächsten Tag haben wir Fraser Island erkundet. Die Insel
mit 1840 km
2 Fläche ist ein einziger grosser
Sandhaufen, der sich während der vergangenen drei bis vier
Millionen Jahre aus Treibsand gebildet hat. Noch heute kommen
jährlich 300'000 Kubikmeter Sand dazu, und die Insel bewegt
sich im gleichen Zeitraum etwa 2 m nach Westen.
Wir haben an einer Tagestour teilgenommen. Mit einem
geländegängigen Bus, der sich durch den sandigen Dschungel
wühlte, haben wir die südliche Hälfte der Insel etwas
umgepflügt. Den ersten Stop legten wir in einem sehr
sehenswerten Stück Regenwald ein, das von einem extrem klaren
Bach durchflossen wird. Fraser Island erhält etwa 2 m Regen
pro Jahr, und das Regenwasser durchquert den sandigen Boden
während 80 bis 100 Jahren, bevor es aus den verschiedenen
Quellen sprudelt.
Der 75 Mile Beach ist sozusagen die Autobahn der Insel. Der
Strand verläuft entlang der gesamten Ostküste von Fraser
Island.
Wir wissen nicht, wie die Farben auf eurem Bildschirm
aussehen, aber wenn's extrem blau und grün schreit, dann ist
es richtig...
Der Ely Creek ist ein weiterer Bach, der ins Meer fliesst.
Das Wasser ist wiederum sehr klar und sauber, und es kommt
mit konstanten 18 Grad aus einer Quelle. Pro Stunde fliessen
über vier Millionen Liter Wasser ins Meer. Fraser Island hat
also im Gegensatz zum restlichen Queensland keine
Wasserknappheit.
Nicht weit von Ely Creek entfernt liegt das Wrack der Maheno.
Das Schiff ist nach dem ersten Weltkrieg auf Grund gelaufen,
als es im Schlepptau eines anderen Schiffes unterwegs zur
Verschrottung in Japan war. Langsam aber sicher versinkt die
Maheno immer tiefer im Sand. Vier bis fünf Decks liegen
bereits vergraben. Durch das grosse Loch auf dem nächsten
Bild wurde die Ankerkette geführt.
Die Coloured Sands sollen eine Farbpalette von genau 72
Farben umfassen. Hmm. Das muss ein Ingenieur gewesen sein...
Der Lake McKenzie (benannt nach einer Sägerei, die vor etwa
100 Jahren ein Stück Wald gepachtet hatte) wird
ausschliesslich von Regenwasser gespeist. Er entstand, weil
sich auf der sandigen Oberfläche vor langer Zeit eine
wasserundurchlässige Kompostschicht gebildet hatte. Das
Wasser ist relativ sauer (pH 4.5) und hat eine wunderbar
blaue Farbe. Wer bei 22 Grad gerne ins Wasser steigt, kann
hier baden und sich mit dem sehr feinen Sand schrubben.
Mit wie wenig Wasser kommt ein Schiff aus? Zum Zeitpunkt
unserer Rückfahrt herrschte Ebbe. Die Gezeitenunterschiede
machen etwa vier Meter aus. Wahrscheinlich hat jemand die
Fahrrinne nur deshalb ausgebaggert, damit der Kahn nicht ganz
auf dem Trockenen fährt und dabei eine riesige Staubwolke
aufwühlt. Oder so.