Eine kurze, aber dennoch nicht zu verachtende Grippe hat
unser Vorankommen etwas gebremst, und auch die Digi-Kamera
blieb ein, zwei Mal einfach in der Tasche liegen. Deshalb
gibt es hier vom Abschnitt zwischen dem Barossa Valley und
Sydney nicht so viele Bilder zu sehen. Aber der Reihe nach...
Vom Barossa Valley sind wir Richtung Süden gefahren und haben
rund um Mt. Gambier mit Erstaunen festgestellt, dass hier
mächtige Tannenwälder aus dem Boden schiessen. Irgendwie
passen die Dinger nicht so in die australische Landschaft,
wie man sie kennt. Auch Häuser werden hier üppig aus Holz
gebaut, und wenn man genau schaut, entdeckt man viele sehr
grosse Sägereien. South Australia forstet offenbar im grossen
Stil Nadelwälder auf (die Stämme folgen einem Raster, so dass
die Maschinen nur gerade durchzufahren brauchen) und
verwertet das Holz.
In Warrnambool liegt das Flagstaff Hill Maritime Village. Das
ist eine nachgebaute Hafenstadt aus dem späten 19.
Jahrhundert. Ein Museum zeigt auf sehr lebendige Art nach,
wie zu jener Zeit eine Schiffsreise aus England nach
Australien abgelaufen ist. Ausserdem ist einiges über die
Shipwreck Coast zu erfahren, wie dieser Küstenstreifen auch
genannt wird. In der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende
sind dort innert 40 Jahren etwa 80 Schiffe auf Grund
gelaufen, gekentert oder abgesoffen (und im zweiten Weltkrieg
hat Deutschland dort Seeminen gelegt - wussten wir nicht!).
Das Dorf ist sehr detailgetreu nachgebaut. Jedes Gebäude -
Schmiede, Schneider, Seilerei, Schule, Druckerei, Feuerwehr,
Bank, etc. - ist begehbar und mit Unmengen von
Originalstücken ausgestattet. Manu hat fast der Schlag
getroffen, als zwei dieser Ausstellungsstücke begannen, sich
nach unserer Herkunft und unserer Reiseroute zu erkundigen.
Zwei Omas in historischen Kleidern sassen in einem Häuschen
umringt von ihren Handarbeiten.
Wir waren ja auf der Great Ocean Road nicht unterwegs, um
nähenden Omas zuzuschauen, sondern wegen der spektakulären
Steilküste mit den berühmten 12 Aposteln. Von diesen Felsen
stehen mittlerweile nur noch die Hälfte. Die anderen hat die
Erosion bereits dahingerafft - sie sind nicht etwa einer
anderen Religion beigetreten. Wir hatten das Glück, den
Beginn des schönsten Abschnitts bei tollem Abendlicht zu
sehen...
...und am darauffolgenden Tag die 12 Apostel (bzw. eben die
diensthabende Hälfte davon) bei Sonnenschein.
Beim Cape Otway Lighthouse haben wir ganz knapp ein Rudel
Wale verpasst. Der pensionierte Leuchtturmwärter, der oben
auf der Plattform den Besuchern seinen früheren Arbeitsplatz
erklärt, meinte, vor einer halben Stunde seien die Viecher
noch vor dem Leuchtturm in der Bucht herumgeschwommen.
Vielleicht haben wir in der Gegend um Fraser Island noch
Gelegenheit, etwas Whale Watching zu betreiben. Die Saison
soll gut sein dafür.
Die Great Ocean Road ist auch abgesehen von der Küste sehr
sehenswert. Sie kurvt immer wieder durch bergige Landschaften
und Regenwald, um dann wieder auf wunderbare Strände zu
treffen.
An ihrem östlichen Ende führt die Great Ocean Road zur Surf
Coast. Im Sommer muss hier die Hölle los sein, wenn alle
Melbrourner (Melburner?) Board Heads hier auftauchen und ihre
Bretter zu Wasser lassen.
Melbourne und Canberra haben wir kurzerhand aus dem Programm
gekippt, weil Wetter, Husten und Sehnsucht nach Wärme uns
gegen Norden trieben, Richtung Sydney.
Zum Schluss noch eine kleine Kuriosität. In "Holbrook -
Submarine Town" mitten im Trockenen zwischen Melbourne und
Sydney sitzt die Otway, ein australisches U-Boot. Die
Kurzerklärung: Die Stadt hiess bis nach dem 1. Weltkrieg
Germanton. Der Name erschien nach dem Krieg etwas unpassend
(wie auch fast überall im Barossa Valley geschehen), und ein
neuer Name musste her. Norman D. Holbrook war ein
erfolgreicher U-Boot-Kommandant, und sein Name versprach mehr
Ruhm und Ehre als Germanton. Nach seinem Tod erhielt die
Stadt einen Teil seines Nachlasses, und daraus entstand ein
Sog, der eben auch eine ganze Seekriegsröhre nach Holbrook
spülte.
Manu betrachtet durchs Periskop unseren Camper auf dem
Parkplatz.